Die 65-jährige, geschiedene Patientin mit zwei erwachsenen Kindern leidet seit 2020 nachts unter Atembeschwerden, Husten mit Erstickungsgefühl, Enge in der Brust und zähem, unablösbarem Schleim. Ihr Schlaf ist stark beeinträchtigt. Sie empfand grosse Wut über den Einbruch des Coronavirus in ihr Leben. Ärztlich wurden gut versteckte Polypen im Nasen-Nebenhöhlenbereich festgestellt, woraufhin Symbicort und Avamys verordnet wurden.
Ihre Geschichte: Die Patientin durchlebt eine existenzielle Übergangsphase – den Eintritt in den Ruhestand. Sie hasst Veränderungen und neue Situationen zutiefst und fühlt sich aus ihrer Komfortzone geworfen. Unausgesprochene Zukunftsängste plagen sie. Ihr sehnlichster Wunsch ist ein Schritt zurück – aber das ist eine unmögliche Option.
Vorgeschichte: Keine mütterliche Liebe; der Vater, alkoholkrank, starb, als sie acht war. Die Mutter zeigte keine Zuneigung. Sie fühlte sich als ungewolltes Kind, aus Pflicht gezeugt und geboren – ungliebt. Dieser Liebesmangel liess ihr Herz verhärten. Die Mutter schickte sie einmal fort mit den Worten: «… geh weg, verschwinde und komm nie wieder …». Ab diesem Moment war die Mutter für sie tot. Sie starb fünf Jahre später allein im Pflegeheim – voller Hass.
Die Patientin ist sehr harmoniebedürftig, besitzt ein tiefes Wissen über Pflanzen und Naturprozesse. Sie liebt ihren Garten über alles und weiss instinktiv, was jede Pflanze braucht. Dieses Wissen trägt sie wie in ihren Genen verborgen – ein Schatz, der für unsere Erde nutzbar gemacht werden sollte.
Im Beruf hatte sie einen sehr aufmerksamen Chef der alten Schule – ein Gentleman, der ihr stets zum Geburtstag Blumen schenkte. Doch ein neuer, junger Chef ist herzlos, egoistisch und überhäuft sie mit Arbeit. Wenn sie für ihn arbeitet, schläft sie nicht, sorgt sich, fühlt sich ausgenutzt.
Rückblickend zeigten sich folgende Beschwerden: Gebärmutterblutungen; ein sich nicht öffnender Muttermund bei der ersten Geburt; Libidoverlust. Auch ein «wilder», rasender Herzschlag bei schwerer Anämie, mit dem Gefühl eines steifen, eingefrorenen Herzens: «… ich denke, das kam daher, dass mein Herz mehr als alles andere die Zuwendung brauchte, die es nicht bekam …»
Im Kontakt wirkt sie wie eine uralte Pflanze oder ein Baum. Doch bei Neuem ist sie hilflos, wird stur und wütend. Dann entfaltet sie eine unglaubliche, auch zerstörerische Kraft. Bei Veränderungen braucht sie intensive Begleitung – so nah, dass es fast zu nah ist. In solchen Zeiten kann sie nicht allein sein, entwickelt sogar angina-pectoris-ähnliche Beschwerden. Selbst die Verschreibung einer Kletterpflanze half nicht.
Die Mittelwahl basierte auf der Trituration im Daintree/Australien und in Chiang Mai/Thailand, dem Wissen aus Michal Yakirs Büchern sowie Seminaren und Gesprächen mit ihr. Das Bild einer Person, die Baragwanathia braucht, wurde deutlich: Unfähigkeit zur Veränderung, fehlende mütterliche Liebe, Feststecken bei gleichzeitigem Verlangen nach Unterstützung obwohl sie mit beiden Beinen fest auf der Erde verankert ist. Eine Pflanzen-Persönlichkeit mit grosser Furcht vor Veränderung – eine versteinerte, fossile Qualität.
Baragwanathia longifolia bewirkte eine Besserung auf allen Ebenen: Nach initialer Atemwegsverschlimmerung normalisierte sich die Atmung der Patientin deutlich. Sie benötigte weder Symbicort noch Avamys. Ihr Schlaf verbesserte sich dramatisch und sie fand einen versöhnlichen Abschluss mit ihrer entfremdeten Familie, überwies Geld an ihren Bruder und wurde mitfühlender ihren Geschwistern gegenüber. «… Wir sind alle arrogante, sturköpfige Menschen … das ist nicht gut … es ist an der Zeit, das aufzuweichen und zu vergeben …».
Paul Duri Degonda, eidg. dipl. Homöopath, Termin vereinbaren
Foto, uralter-weiser Baum im Daintree, Cooper Creek, Queensland, Australien © Paul Duri Degonda
Publikation mit freundlicher Genehmigung der Patientin. Vielen lieben Dank für das Vertrauen.